Alte Hunde sind etwas Besonderes.
Wenn man ihr ganzes Leben mit ihnen geteilt hat, versteht man sich oftmals ohne Worte. Allerdings ist der letzte Lebensabschnitt weder für den Hund noch für den Halter immer einfach, weil man sich zwangsläufig sowohl mit dem körperlichem Kräfteverlust als auch dem geistigem Verfall seiner Fellnase auseinandersetzen muss.
So mancher Hundebesitzer denkt schwermütig an die vergangenen Zeiten zurück, in denen er mit seinem lebensfrohen, vor Freude und Kraft strotzenden Begleiter so manche Stunde verbracht hat und diese schönen Momente mit der Gegenwart und damit seinem nun schwachen, manchmal auch kranken, alten Hund vergleicht.
Als ganz besonders schlimme Situation empfinden viele die Tatsache, dass ihnen auch in dieser, manchmal unerträglich scheinenden Situation ihr Hund ein letztes Mal einen Spiegel vorhält:
Das was jetzt unser Hund durchleidet, kommt vielleicht auch auf uns zu.
Wird es dann jemanden geben, der Verständnis für uns aufbringt?
Diese Frage quält so manchen.
Auch unsere Fellnasen brauchen im Alter viel Verständnis, Aufmerksamkeit und Fürsorge, mehr Geduld und Nachsicht als früher und viel mehr Ruhe als ein Junghund. Veränderungen machen ihm Angst. Er braucht einen geregelten Tagesablauf, in dem Rituale eine wichtige Rolle spielen. In seinen Alltag sollen Spiel, Bewegung, Fütterung, Massage und Schlaf seinen Bedürfnissen angepasst und in geordneten Bahnen eingefügt werden.
Die positive Seite – Pfeiler zum Glück.
Gott sei Dank gibt es auch eine positive Seite des Älterwerdens:
Viele Hunde werden im Alter auch gelassener und stehen oft auch über den Dingen. So berauschend und beseelend das Leben mit einem Welpen oder jungen Hund sein kann, so sehr kann man mit einem älteren Hund selbst mehr zur Besinnung kommen, Druck abbauen und sich Zeit nehmen – für sich selbst und andere.
Hier liegt eigentlich der Schlüssel zur Beantwortung der Frage, ob man mit seinem alternden Hund auch glücklich und zufrieden sein kann:
Sich mit Gelassenheit und Ruhe in wortwörtlich kleinen Schritten fortbewegen.
Waren es früher ausgedehnte, stundenlange Spaziergänge, reicht vielleicht jetzt ein kurzer Gang ums Eck und man empfindet Dankbarkeit dafür, dass man das Leben doch noch – wenn auch in kleinen Schritten – nutzen und genießen kann.
Glücksfördernd ist zum einen die Akzeptanz und die Selbstakzeptanz: Menschen, die ständig ihre eigenen und die Schwächen anderer beleuchten, sabotierten ihr Wohlbefinden und produzierten schlechte Stimmung.
Zwei weitere Pfeiler des Glücks sind zum Einen die Autonomie im Sinne von Selbstachtung, also die Unabhängigkeit (z. B. von der Meinung anderer) und zum Anderen positive soziale Beziehungen. Letztlich ist das Leben ein Nehmen und Geben: Haben Sie früher an der Lebensfreude und der Urkraft Ihres Tieres partizipiert, geben Sie ihm jetzt einen Teil dessen wieder zurück.
Rufen Sie sich die einzelnen Ereignisse Ihres Tages besonders auch im Zusammenleben mit Ihrem Hund ins Gedächtnis, und seien Sie auch noch so klein.
In der Studie „Positive Affect and the Complex Dynamics of Human Flourishing” fanden Forscher heraus, dass ein schlechtes Ereignis in der Tagesbilanz durch drei positive Erlebnisse aufgewogen werden kann.
In einer Partnerschaft liegt demnach das Verhältnis sogar bei 1:5, was sich natürlich auch auf eine solche zwischen Mensch und Tier übertragen lässt – wenn es sich denn um eine echte Partnerschaft handelt.
6 Stützen des Wohlbefindens.
Stimmt die Bilanz, fördert es den sogenannten “Broaden-and-Build-Effekt”:
Durch die positiven Gefühle wird man offener und kreativer (“broaden”) – und dadurch zugänglicher für die Entdeckung neuer Fähigkeiten (“build”).
Auf diese Weise bewegt man sich in einer Aufwärtsspirale zum Glück – fast von alleine.
Eine ziemlich wünschenswerte Entwicklung, finden Sie nicht?
Die Psychologin Carol Ryff, die nicht nur in Amerika als Pionierin auf dem Gebiet der seelischen Zufriedenheit gilt, beschrieb sechs Stützen des Wohlergehens:
Neben der Selbstakzeptanz, den sozialen Beziehungen, der Autonomie und dem Lebenszweck zählen nach ihrer Meinung noch die aktive Umweltgestaltung und die persönliche Entwicklung dazu.
Kräftige, was gut ist.
Wir sollten uns auf unsere Stärken konzentrieren, zumal wir in einer Welt voller Ablenkungen leben, die uns extreme Schwierigkeiten bereiten, unseren Fokus zu halten. Wir verlieren die Fähigkeit, für uns wichtige Dinge in unserem Leben zu erhalten.
Eine der bedeutsamsten Erkenntnisse der Positiven Psychologie lautet: “Build, what’s strong” – kräftige und verstärke, was gut ist.
Diese sogenannten Charakter- oder auch Signaturstärken, die einem auf den Leib geschrieben sind, sollte man in möglichst vielen Lebensbereichen einsetzen, gerade auch im Zusammenleben mit seinem Hund, auch und besonders an schweren Tagen.
Wir können in ganz, ganz kleinen Schritten und in Bescheidenheit die Schwermut überwinden auf dem Weg zur Empathie, Zufriedenheit und vielleicht dann auch zur Trauerbewältigung.
Wenn Dir der Beitrag gefallen und dir weiter geholfen hat oder wenn Du Anmerkungen hast, hinterlasse bitte einen Kommentar. ♥
Wie erhalte ich eine Vorlage für eine Abschiedskarte? Unser Liebling wird uns nun bald verlassen, Lymphom im Endstadium.
Vielen lieben Dank im Voraus!