Kastration bei Hunden

Kastration und 2 Alternativen – Wie sie wirklich wirkt

Kastration ist eins der umstrittensten und emotionalsten Themen bei uns Hundebesitzer. Viele Hundebesitzer glauben sicher, wenn sie ihren Hund vor allem Rüden kastrieren, sind sie leichter zu erziehen. Aber ist das wirklich so oder doch eher ein überraschendes Ammenmärchen? Mit diesem Artikel zeigen wir die Vor- und Nachteiler einer Kastration und mögliche Alternativen.

Kastration oder Sterilisation bei Hunden, wo liegt der Unterschied?

Bei einer Sterilisation werden lediglich die Eileiter bei einer Hündin und bei einem Rüden die Samenleiter durchtrennt. Die Kastration ist hingegen ein etwas größerer Eingriff. So wird bei der Kastration einer Hündin die Gebärmutter und die Eierstöcke (eine Ovar-Hysterektomie) entfernt. Beim Rüden werden die Hoden operativ entfernt.

Kastration beim Hund

 

Wann sollte sie durchgeführt werden?

Hier scheiden sich die Geister. Führende Fachleute empfehlen eine Kastration vor der Pubertät (d. h. bevor ein Hund zum ersten Mal Geschlechtshormone produziert). Je nach Rasse und Größe wird im Allgemeinen gesagt, dass die Pubertät bei Hündinnen etwas mit 9 Monaten und bei Rüden mit 6 Monaten beginnt.

Die negativen Nebenwirkungen bei einer Kastration vor der Pubertät bei Hunden

Wenn du mit dem Gedanken spielst, deinen Hund zu kastrieren, solltest du genau abwägen, wann und wie sinnvoll sie ist.

Im Gegensatz zum Blinddarm, dessen Fehlen im Alltag bei uns Menschen nicht bemerkt wird, spielen die Fortpflanzungs- (oder Sexual-)Organe eine ganz wichtige hormonelle Rolle, die weit über die Vermehrung hinausgeht. Wie Trockennahrung, Parasitenbekämpfung, jährliche Auffrischungen und gelegentliche Steroidspritzen sind diese Dinge nicht ohne Folgen für deinen Hund. Selten werden die Folgen jemals mit dir als Hundebesitzer besprochen. Du solltest in der Lage sein, Entscheidungen auf der Grundlage aller verfügbaren Fakten zu treffen, nicht nur einiger davon. Hier sind sie also:

 

Der Hund und seine Keimdrüsen

Bei männlichen Säugetieren sind die Keimdrüsen die beiden Hoden, bei weiblichen Tieren die Keimdrüsen die beiden Eierstöcke.

Was machen die Keimdrüsen eines Hundes

Die Keimdrüsen sind am bekanntesten für die Bildung von Gameten (einzellige Keimzellen), d.h. Spermien beim Rüden und Eizellen bei der Hündin. Diese beiden Zellen verschmelzen im Inneren der Hündin, um mit der Bildung eines Welpen zu beginnen. Die Keimdrüsen produzieren jedoch auch eine Vielzahl von Hormonen, darunter die weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron; und die männlichen Hormone, darunter Testosteron und Androsteron. Rüden haben notwendigerweise einige der weiblichen Hormone und Hündinnen einige der männlichen Hormone.

Was bewirken die Sexualhormone bei Hunden?

Während die Sexualhormone bei Rüden und Hündinnen in erster Linie im gesamten “Sex”-Bereich wirken, spielen sie definitiv auch eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung des Muskel- und Knochenwachstums im Körper.

Testosteron und Östrogen stärken Knochen und bauen Muskelkraft auf

Testosteron bei ausgewachsenen Rüden wirkt weiterhin bei der Aufrechterhaltung der Muskelkraft und -masse, und es fördert eine gesunde Knochendichte sowie die Reduzierung des Körperfetts (ein Grund, warum kastrierte Haustiere zunehmen können).

Auch Östrogen funktioniert beim Skelettwachstum. In der Pubertät fördert Östrogen die Skelettreifung und den allmählichen, progressiven Verschluss der Epiphysen-Wachstumsplatte (Knorpelplatten am Ende der Knochen, die für die Ablagerung von neuem Knochen verantwortlich sind). Östrogen wirkt auch bei der Aufrechterhaltung des Mineralstofferwerbs der Knochen.

 

Verhinderung von Hoden- und Brustkrebs bei Hunden

In der Fachliteratur wird oft bestätigt, dass man durch die Entfernung der Keimdrüsen bei sich entwickelnden Tieren das mögliche Auftreten von verschiedenen Formen von Hoden-, Prostata- und Eierstockzysten und Krebs sicher verhindert.

Ignoriert man jedoch die Tatsache, dass Gonaden- und Brustkrebs in der allgemeinen Hundepopulation selten genug sind, so ist bekannt, dass sich Hunde nach der Diagnose und Kastration sehr gut von Hodenkrebs erholen. Darüber hinaus sind zwischen 30 und 50% der Brustkrebserkrankungen bei Hunden bösartig, und wenn sie früh erkannt und operativ entfernt werden, ist die Prognose bei Hunden sehr gut (Brodey et al. 1983, Meuten 2002).

 

Die Wahrheit über die unausgesprochenen Risiken bei Hunden

Auch wenn diese möglichen Krebserkrankungen Ihres Haustiers vermieden werden, zeigen zahlreiche Studien, dass die Entfernung der Geschlechtsorgane in der frühen Entwicklungsphase eines Tieres Krebs bei Ihrem Haustier verursacht, nur nicht in den Hoden oder Eierstöcken.

Vorteile einer Kastration

An erster Stelle steht natürlich bei einer Kastration, dass die Fortpflanzung verhindert wird. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Verhinderung von einigen Krebserkrankungen. Beispiele dieser Erkrankungen sind: Hodenkrebs, Perianalkrebs und Eierstockkrebs bei Hunden.

Die Kastration ist ein operativer Eingriff und nicht risikofrei

Denke daran, eine Kastration eine Operation, die eine Vollnarkose erfordert. Wie bei allen Operationen sollten die Vor- und Nachteile sorgfältig abgewogen werden, bevor eine Entscheidung getroffen wird. Dein Tierarzt kennt dich und deinen Hund. Deshalb solltest du mit ihm über die Kastration ausführlich sprechen. Er kann dich beraten und dir helfen eine vernünftige Entscheidung zu treffen.

Die Hauptnachteile der Kastration deines Hundes sind die Risiken, die mit jeder Vollnarkose und jeder Operation verbunden sind, aber diese Risiken sind im Vergleich zu den möglichen Vorteilen sehr gering.

 

Eine Kastration lindert problematische Verhaltensweisen beim Rüden, oder nicht?

Unser Doggenrüde ist jetzt 3 Jahre und steht voll im „Saft“, wenn ich das mal so schreiben darf. Er hat sich in den letzten Monaten seit Beginn der Läufigkeit diverser Hündinnen im Umkreis zu einem echt pöbelnden Matcho entwickelt.

Wir alle (Rüden- und Hündinnenbesitzer) kennen das Problem doch sehr gut. Ein gut erzogener Hund ist plötzlich wie ausgewechselt. Hören ist Glückssache und wenn man Pech hat, und der Hund richtig unter Strom steht ist er plötzlich verschwunden auf der Suche nach seiner Liebsten….

Da diese Zeit für Rüden und auch Hündinnen eine extrem stressige Zeit ist, habe ich mich ausgiebig mit diesem Thema beschäftigt. Eine der häufigsten Aussagen, die mir begegnet ist: „Durch eine Kastration können die problematischen Verhaltensweisen und auch Aggression von Rüden behoben werden.“ Das klingt erst einmal super, aber ist nur bedingt richtig.

Kastration

Wie wirkt sich die Kastration auf das Verhalten aus?

Die einzigen Verhaltensweisen, die durch die Kastration beeinflusst werden, sind diejenigen, die unter dem Einfluss der männlichen Hormone stehen (siehe unten). Das Temperament, die Ausbildung, die Persönlichkeit und die Fähigkeit eines Hundes, “Arbeit” zu leisten, sind ein Ergebnis der Genetik und der Erziehung, nicht der männlichen Hormone. Die Kastration “beruhigt” einen erregbaren Hund nicht direkt, und wenn ein kastrierter Rüde nicht überfüttert oder unterfordert ist, gibt es keinen Grund, dass er fett und faul wird.

Wie bereits erwähnt, können nur die Verhaltensweisen, die von den männlichen Hormonen “getrieben” sind, durch die Kastration reduziert oder beseitigt werden. Obwohl die Hormone fast unmittelbar nach der Kastration aus dem System verschwunden sind, kann sich das Verhalten der Rüden über einige Tage oder allmählich über einige Monate hinweg schnell verringern.

Die Wahrheit ist, dass das unerwünschte Sexualverhalten wie z. B. die Anziehung zu Hündinnen, das Umherstreifen, das Bespringen und die Masturbation oft durch Kastration verringert oder beseitigt werden können.

Verändert sich der Charakter meines Hundes und wird er zu fett nach der Kastration?

Hundebesitzer fragen oft, ob der Charakter ihres Hundes durch die Kastration verändert wird. Meiner Meinung nach ist er unverändert, es sei denn, es handelt sich um eine Veränderung zum Besseren (wie bei bestimmten oben erwähnten Verhaltensweisen). Eine weitere häufige Sorge ist, dass ein Hund nach der Kastration übergewichtig und lethargisch wird, aber dies ist mit der richtigen Ernährung und Bewegung zu 100 % vermeidbar.

Eine Kastration ist niemals eine Alternative zu einer angemessenen Sozialisierung und Ausbildung deines Hundes. Darüber solltest du dir im Klaren sein.

Das Suprelorin-Implantat ist eine Alternative

Wenn du wissen willst wie dein Hund auf die hormonelle Veränderung reagiert, ist das sogenannte Suprelorin-Implantat oder auch Kastrationschip garantiert eine Möglichkeit.  Der Kastrationsship ist eine chemische Kastration. Die Wirkung hält je nach Chip ca. 6-12 Monate.

Der Chip wird mittels einer Kanüle im Nackenbereich platziert. Du kennst dies wahrscheinlich schon vom Chippen. Für deinen Hund bedeutet dies keinen übermäßig großen Stress oder Schmerzen. Auch eine Narkose ist nicht notwendig. Der Chip setzt in kleinen Mengen den Wirkstoff Deslorelin frei und macht den Rüden zeugungsunfähig.

Kastrationschip und das Krebsrisiko

Einige Experten sind davon überzeugt, dass die Kastrationschip Krebs verursachen können. Deshalb sollte man den Chip nicht zu oft anwenden. Am besten ist es, wenn du mit deinem Tierarzt über den Chip und seine Auswirkungen sprichst.

Der Kastrationschip ist auf jeden Fall eine gute Möglichkeit um zu testen, ob eine Kastration bei deinem Hund sinnvoll ist. Ob die gewünschten Veränderungen eintreten ohne ihn gleich seiner Manneskraft zu entledigen.

Homöopathische Mittel können eine überraschende Alternative zur Kastration sein

Auch ich habe lange hin und her überlegt, was wir mit unserem Rüden machen können. Wir wollten ihm den Stress nehmen. Aber eine Kastration kommt nach meiner Recherche aktuell nicht in Frage. Auch der Chip ist für uns nicht wirklich eine Option. Zumindest momentan nicht. Also habe ich im Internet recherchiert und bin auf Agnus Callus D30 auch Mönchspfeffer gestoßen. Es soll den Hormonhaushalt regulieren und somit auf vielerlei Beschwerden, die durch Hormonschwankungen entstehen.

Ich habe Agnus Callus D30 für unseren Rüden besorgt und kann aus eigenen Erfahrungen sagen, dass es hilft. Er bekommt am Tag 8 Globoli und ist wesentlich entspannter als die letzten Wochen. Kein ständiges Gezerre an der Leine, die Nase nicht ständig am Boden und auch die Ohren stehen nicht ständig auf Durchzug. In den letzten Wochen waren die Spaziergänge für ihn und auch für uns sehr nervig. Durch Agnus Callus D30 ist es zum Glück jetzt wieder anders.

Allerdings muss man sagen, dass nicht jeder Hund gleich gut auf homöopathische Mittel reagiert. D. h. du musst es einfach ausprobieren oder am besten sprichst Du mit einem Tierhomöopathen. Es gibt hier noch weitere Produkte, die aus diesem Bereich helfen können. Aber bevor du rumexperimentierst, empfehle ich dir die Rücksprache mit einem Homöopathen.

Auch in dem von mir empfohlenen Buch findest du zum Thema Kastration einige wichtige Informationen. Es gefällt wir sehr gut, weil man hier noch zusätzlich viele tolle und hilfreiche Informationen (z. B. Impfungen, welche Obst- und Gemüsesorten dürfen sie fressen, Rezepte für Schonkost usw.) zur Gesunderhaltung des Hundes bekommt. Es ist ideal für Hundeanfänger aber auch für Hundeerfahrene.

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Christian Beck
3 Jahre zuvor

Unser Rocky hat ein Kastrationschip bekommen. Danach wurde er ruhiger in seinem Verhalten. Er wollte nicht mehr ganz so viel spielen und toben. Vor dem Chip ist er beim Gassi gehen sehr oft vorgerannt und wieder zurück gekommen. Jetzt macht er das nur noch selten. Wir müssen jetzt auch aufpassen das er nicht zu dick wird, weil er kann immer fressen. Vor dem Kastrationschip war sein Trockenfutternapf immer voll. Er hat gefressen wann er wollte. Jetzt geht das nicht mehr, denn er weiß nicht mehr wann er genug hat.

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